Keine Zeit für morgen?
Umwelt- und Naturschutz? Zu dieser Zeit? Wir haben doch gerade wichtigere Probleme, zum Beispiel die Wirtschaft – das könnte uns ziemlich schnell um die Ohren fliegen.
Was uns wirklich zeitnah um die Ohren fliegen könnte, ist das, wofür der Ausbruch dieser Pandemie eine Art Warnschuss war. Die Grundvoraussetzung dafür, dass eine solche Zoonose, also die Übertragung eines Krankheitserregers von Tieren auf den Menschen, überhaupt erst entstehen kann, ist der hemmungslose Eingriff des Menschen in die Natur und die Überschreitung gewisser Grenzen selbst. Denn wenn unterschiedliche Tiere und Menschen auf engstem Raum zusammenkommen oder Wildtiere unkontrolliert gehandelt und verzehrt werden, vervielfältigt sich die Chance einer solchen Übertragung von Tier zu Mensch immens. Wichtig: Es sind nicht die Tiere, die diese Zoonosen verschulden, sondern der Mensch, der ihnen zu nahe kommt.
Die Natur braucht jede und alle Arten – pars pro toto
Der Mensch verursacht bereits seit Jahrzehnten den weltweiten Biodiversitätsverlust, also den Verlust der Artenvielfalt. Diese Biodiversität ist essentiell für den Erhalt des natürlichen Gleichgewichts. Es ist wichtig jede Art zu erhalten, denn in einem natürlichen Ökosystem hat jede Art ihren Platz, ihre Funktion und wirkt in einem wichtigen komplexen Miteinander: pars pro toto also. Fehlt auch nur eine Art, fehlt ein wichtiges Puzzlestück. Würdest Du Dir ein Puzzle rahmen lassen, von dem das letzte Teil fehlt? Nein? Je mehr Arten fehlen, desto nutzloser wird das Gefüge der Übriggebliebenen im wunderbar einzigartigem Puzzle der Natur. Eigentlich ist der Mensch, der Homo sapiens, auch eines dieser Puzzleteile, das ursprünglich einmal in dieses Gefüge passte und sich dann von diesem Miteinander distanziert hat und nunmehr andere Puzzleteile entfernt. Durch Corona, so scheint es, bekommt der Mensch die Chance die Bedeutung dieses Puzzles zu verstehen.
Die Corona-Pandemie offenbart die Momentaufnahme einer gesünderen Umwelt
Kurzfristig scheint der Ausbruch der Pandemie durch den weltweiten Lockdown bereits der Natur zu Gute gekommen zu sein. Der Treibhausgas-Ausstoß ist gesunken, weniger Müll ist in die Umwelt gelangt, „light“ und „noise“ pollution sind zurückgegangen und die Industrie produziert weniger – vor allem weniger Umweltschadstoffe. Ob diese Folgen nachhaltig positive Auswirkungen mit sich bringen, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen. Diese Momentaufnahmen zeigen aber, dass die Umwelt noch heilen könnte und verdeutlichen die unmittelbare Schuld des Menschen an der Umweltzerstörung. Einige Länder haben bereits reagiert. So hat China beispielsweise Wildtiermärkte verboten. Bedeutet dies langfristig, dass Naturschutz nur gelingen kann, wenn aus #socialdistancing ein #animaldistancing wird? Nein, nicht zwangsläufig. Wir sollten uns aber für ein #respectnature entscheiden.
Umwelt- und Naturschutz im Homeoffice: eine Kontroverse?
Durch die andauernde Pandemie finden viele Projekte und Forschungsreisen von Wissenschaftlern und Naturschützern nicht statt. Das bedeutet aber nicht, dass deshalb auch Wissenschaft und Naturschutz nicht stattfinden und umgesetzt werden können. Zudem werden Forschungsgelder gerade gezielt in die Corona-Forschung gesteckt und fehlen dann möglicherweise bei der eigentlichen Ursachenbekämpfung. Auch dies bedeutet nicht, dass das Corona-Virus zwangsläufig den Naturschutz aufhält oder diesem im Wege steht. Zwar klingt Naturschutzarbeit im Homeoffice irgendwie widersprüchlich, aber diese Zeit kann und sollte effektiv für die Aufklärung zu den Ursachen der Pandemie genutzt werden. Pandemien wie die jetzige könnten durch diesen Warnschuss in Form des Corona-Virus‘ also eventuell zukünftig vermieden werden, wenn aufgrund dessen Klima- und Umweltpolitik gezielt(er) umgesetzt werden können. Denn erst, wenn Naturzerstörung den Menschen unmittelbar betrifft, scheint der Großteil der Menschheit aufmerksam zu werden.